Werner Buri: ehemaliger Amateur-Radsportler und Radioreporter – Stationen seiner Laufbahn und Fit sein im Alter
Werner Buri war in den 1950er-Jahren ein bekannter Radsportler bei den Amateuren, der Bahn-, Strassen- und Querfeldeinrennen fuhr. Nach Beendigung seiner aktiven Zeit war er rund 20 Jahre beim Radio als Reporter für den Radsport tätig. Heute ist er 89 Jahre alt und trainiert noch jeden Tag. Er gibt Auskunft über seine Laufbahn, sein grosses Wissen im Radsport und wie er sich fit hält.
Werner, wie begann deine Radsportkarriere und was waren deine Erfolge?
Zum Radsport kam ich als junger Erwachsener über den legendären Ferdy Kübler, „Ferdy National“, der zu den erfolgreichsten Schweizer Radrennfahrern zählt. Mein erstes Rennrad (Marke Tebag) durfte ich von ihm übernehmen. Er erkannte meine Stärken und riet mir Bahnfahrer zu werden. Dabei blieb es nicht. Ich darf auf diverse Erfolge als Amateur zurückblicken. Ich war dem Radsport auch nach dem Ende meiner aktiven Zeit in verschiedenen Funktionen verbunden.
Meine wichtigsten Stationen
- Strassenrennen Züri-Metzgete: 5. Rang
- Verfolgungsrennen Vivi Kola-Preis, Offene Rennbahn Oerlikon: 1. Preis (ein Harass Vivi Kola!!)
- Schweizer Meisterschaft: 2. Platz
- Bahn-Weltmeisterschaft 1950 in Lüttich (Verfolgungsrennen Amateure): Niederlage Achtelfinal gegen den nachmaligen WM-Sieger
- Tell-Stafette, Team-Polysport-Wettkampf (Rad, MTB, Berglauf, Ski, Cross): 4 Siege mit Team Skiclub Stoos. Erste Teilnahme anstelle von Ferdy Kübler.
- Diverse Querfeldein-Rennen
- Leichtathletik: Selektion als Schweizer Teilnehmer für das erste „Amerikaner-Meeting“ nach dem 2. Weltkrieg, Disziplin 5000 Meter-Lauf
- 20 Jahre Radioreporter für Radsport beim ehemaligen Radio Beromünster als Nachfolge von Hugo Koblet
- J+S Leiter Radsport
- 30 Jahre Velokurse für Schülerinnen und Schüler
Wie trainierst du heute als 89-Jähriger?
Ich habe mein Leben lang Sport gemacht. Ich war nie länger als eine Woche ohne Training. Auch in den Ferien bewege ich mich täglich, oft nehme ich das Velo mit. Das hat mich geprägt und mein Körper braucht dieses Training.
Früher trainierte ich indoor auf meinem eigenen Rennrad auf Rollen. Kürzlich habe ich mir einen Velo-Ergometer gekauft, den ich täglich benutze. Das ist komfortabel und ich habe alle relevanten Daten auf dem Gerät. Das kann ich sehr empfehlen.
Ich trainiere eine Stunde täglich und diversifiziere das Programm, je nach Form oder Lust und Laune:
- 4 Einheiten à 15 Minuten, über den Tag verteilt
- 50-60 Minuten am Stück
- 2x eine halbe Stunde, Morgen oder Nachmittag
Ich halte nach Möglichkeit eine Kadenz von 60-80 Umdrehungen. Beim Training lasse ich mich von der Musik leiten. Diese kann ich bequem vom Velo-Ergometer aus steuern. Natürlich eignen sich nicht alle Musikstile. Ich bevorzuge Klassik: da passen sehr gut Werke von Beethoven, Mozart oder Opern-Ouvertüren (z.B. zu Wilhelm Tell von Rossini). Es darf aber auch mal Boogie Woogie oder ein Schweizer Marsch sein. Ich habe mir eigens eine Mischung zusammen gestellt, die ich von Tempo und Rhythmus her passend finde.
Zusätzlich gehe ich täglich mit dem Hund aus dem Haus. Ich laufe in zügigem Tempo oder trabe schon mal leicht neben ihm her.
Zu meinen besten Zeiten habe ich hart trainiert, heute geht es mir darum, gesund zu bleiben und den Sport im Alter zu geniessen. Der Radsport boomt, das ist gut so. Ich habe auch den Schülerinnen und Schülern in meinen Velokursen immer versucht, die schönen Seiten dieses Sportes zu zeigen und ihnen Freude daran zu vermitteln.
Im Sommer bin ich natürlich in der Natur mit dem Velo unterwegs. Ich mache immer noch kleine Ausfahrten und jährlich eine grössere Tour in Etappen durch eine Gegend der Schweiz.
Welche Touren hast du gemacht, die dir speziell in Erinnerung geblieben sind?
- Als ca. 11-Jähriger habe ich mich von älteren Kollegen zu einer Tour um den Zürichsee (ca. 60 Kilometer) überreden lassen. Ich habe mich völlig überschätzt und kam spät abends erschöpft nach Hause zurück.
- Zu meiner aktiven Zeit fuhr ich schon mal Mailand – Zürich: 300 Kilometer an einem Tag.
- Adliswil – St. Moritz: 200 Kilometer an einem Tag, am nächsten Tag zurück St. Moritz – Adliswil
- Chateau d’Oex – Jaunpass – Simmental – Interlaken – Brünig – Luzern – Zug – Adliswil: ca. 220 Kilometer.
Welche Tour machst du als nächstes?
Diesen Sommer eine mehrtägige Tour mit einer kleinen Gruppe von Kollegen: Adliswil – Col des Mosses – Martigny – Grosser St. Bernhard – Aosta-Tal – Ortasee – Locarno – Adliswil. Wir fahren einzelne Strecken mit dem Rad, den Rest mit dem Auto. Es ist klar, dass ich in meinem Alter keinen ganzen Pass mehr fahre, aber ich habe immer noch Freude an meinen Leistungen.
Danke für das spannende und beeindruckende Interview.
In einem späteren Blog-Artikel verrät Werner Buri seine Tipps für Anfänger!