„Bergabfahren kann jeder“, heisst es oft. Aber genau dort, wo wir am Schnellsten unterwegs sind, passieren auch die meisten Unfälle. Umso bedeutsamer ist es, sich effektive Techniken für die Sicherheit und Spritzigkeit anzueignen.
Im Laufe des Sommers durfte ich einige Passfahrten machen – und habe hier wieder zahlreiche Erfahrungen gewonnen. Manchmal scheinen diese klein und unwesentlich, in der Anwendung zeigt sich aber ihre Wirksamkeit. So auch diese drei Tipps für das sichere und effektive Bergabfahren, welche ich für euch gesammelt habe und in diesem Beitrag teilen möchte:
Kurven sicher fahren
Gerade Serpentinen sind gefährliche Stellen bei einer Abfahrt – nicht nur wegen der Kurve selbst, sondern auch weil du den entgegenkommenden Verkehr oft nicht sofort sehen kannst. Im Strassenverkehr geht man daher immer vom Schlimmsten aus: Gegenverkehr! Ich fahre also auf die Kurve zu, bremse ab und blicke nach hinten. Ist hinter mir kein Auto, fahre ich in die Mitte der Strasse und steige aus dem Sattel. Dies ermöglicht mir, über die Kurve hinweg zu blicken und zu prüfen, ob Gegenverkehr kommt. Das ist essenziell, denn im positiven Fall fahre ich die Kurve wieder enger. Im negativen Fall bleibe ich am Strassenrand bis sich die Kurve biegt und erst dann fahre ich wieder ganz zur Innenseite.
Warum?
Bleibe ich stets in der Innenseite habe ich weniger Reibungsfläche und muss stärker abbremsen. Würde ich das nicht tun, laufe ich Gefahr, dass mein Velo ins Wanken gerät und ich aus der Kurve falle (Fliehkraft). Dadurch, dass ich weiter aussen fahre und dann langsam wieder nach innen, habe ich also mehr Reibungsfläche und kann somit auch mit höherer Geschwindigkeit fahren.
Ein weiterer Vorteil: ich sehe ob Verkehr kommt und kann mich dem anpassen. Durch den Blick nach hinten, sowie durch den Blick von weiter oben herab auf den entgegenkommenden Verkehr, verschaffe ich mir einen guten Überblick.
Klingt kompliziert? Ist es nicht. Wenn du es ein paar Mal machst, werden diese Prüfmechanismen zur Routine und du fährst die Kurven sicher und effektiv.
Den Sattel kontrollieren
Bergabfahren bietet Erholung. Wir steigen aus dem Sattel und erhohlen Po und Beine, schütteln alles gut durch und geniessen den Wind. Bei höheren Geschwindigkeiten und insbesondere auf dem Rennvelo gibt es einen wirksamen Trick, wie du dein Velo besser kontrollieren kannst:
Du steigst leicht aus dem Sattel und gehst mit deiner Hüfte nach hinten bis auf Höhe des Sattelendes. Deine Oberschenkel umschliessen die Sattelspitze und du drückst diese fest aneinander. Durch diesen Druck erhält das Rad mehr Stabilität und du mehr Kontrolle über das Velo (hohes Tempo beim Bergabfahren).
Wirksam Bremsen
Ich erinnere mich noch gut an die erste längere Bergabfahrt: von der Grossen Scheidegg bis hinunter nach Grindelwald habe ich durchgehend gebremst und musste Pausen einlegen weil meine Hände so schmerzten. Den Tipp, den ich an dieser Stelle bekommen habe ist wiederum ganz simpel, man muss es ja nur wissen!
Anstatt durchgehend zu bremsen sollte man lieber in mehreren Abständen kräftig die Bremsen betätigen und die Geschwindigkeit reduzieren. Das hat den Vorteil, dass während diesen Abständen sich die Hände erholen können. Ich hatte nie mehr Schmerzen vom Bremsen 🙂
Als weiteren Vorteil nannte man mir, dass diese Art zu Bremsen auch schonender für die Bremsen und das Material selbst sei. Auch bilden sich dadurch „Unebenheiten“ in der Radfelge – diese erkenne man nicht wenn man durchgehend bremst. Das leuchtet ein. Der Vorteil hier ist: Sobald du diese Unebenheit bein Fahren spürst, weisst du, dass du eine neue Felge brauchst. Maximale Sicherheit.
Ich selbst durfte den Vergleich einmal spüren: auf einem solchen „abgefahrenen“ Velo spürst du sofort die unebenen Übergänge beim Bremsen. Früher hätte ich es nicht bemerkt und wäre einfach weitergefahren. Heute bringe ich das Velo zur Reparatur und habe an Sicherheit gewonnen.