Veloweg durch die Schöllenen von Göschenen nach Andermatt
Wer noch gut vor einem Jahr mit dem Velo von Göschenen nach Andermatt fahren wollte, musste sich die Passstrasse mit anderen Verkehrsteilnehmern teilen. Seit Juni 2019 ist ein vom motorisierten Verkehr getrennter Velo- und Wanderweg durch die Schöllenen offen. Ein echter Gewinn, aber immer noch eine Herausforderung.
Bist du früher schon einmal mit dem Velo durch die engen Galerien mit endlosen Fahrzeug-Kolonnen in einer von Abgasen geschwängerten Luft die Schöllenen hinaufgefahren? Dann weisst du, was du geschafft hast. Getragen von Respekt, absoluter Konzentration und Vertrauen in dein Fahrkönnen, aber auch mit Hoffnung auf die Achtsamkeit der anderen Verkehrsteilnehmer bist du in Andermatt angekommen. Aber – ob das ein Vergnügen war….? Ich jedenfalls sagte mir trotz sicherer Fahrt „Nie wieder!“
Heute sieht die Situation glücklicherweise anders aus! Während der fünf Jahre dauernden Instandstellungsarbeiten der Passstrasse zwischen Göschenen und Andermatt wurde eine neue Verbindung für den Langsamverkehr (Velofahrerinnen und Wanderer) geschaffen. Entstanden ist eine rund fünf Kilometer lange Route. Sie verläuft abseits der Strasse, teilweise auf den Galeriedächern der Strasse und der Matterhorn-Gotthard-Bahn. Das Bauwerk kostete ungefähr ein Viertel der Gesamtkosten von 105 Millionen Franken. Am 27.06.2019 wurde es der Öffentlichkeit übergeben.
Unsere Tour
Teilstück 1: Amsteg – Intschi – Gurtnellen – Wassen – Göschenen (ca. 19 Kilometer)
Der Bericht fokussiert auf den neuen Veloweg. Trotzdem soll das erste Teilstück kurz beschrieben sein. Die Velofahrt beginnt in Amsteg Silenen bei der Bäckerei Café Tresch. Für Autofahrer: gleich auf der anderen Strassenseite hat es einen öffentlichen Parkplatz.
Die Strasse windet sich durchs Tal entlang der Reuss, verschiedentlich queren wir sie. Auf beiden Seiten ragen die mächtigen Berge in die Höhe. Die Strasse ist gut ausgebaut, überall gibt es „Ausfahrstellen“ für einen kurzen Halt. Die Steigung bis Göschenen beträgt ca. 600 Höhenmeter. Wir fahren durch die Dörfer Intschi (Seilbahn Intschi-Arnisee), Gurtnellen, Wassen mit der Kirche, die man von der Bahn aus in drei verschiedenen Perspektiven sieht und Göschenen. Vor Göschenen steht linkerhand der sagenumwobene Teufelsstein, dann geht es durch den Kreisel rechts ab ins Dorf. Am Ende steigt die Strasse in einer kurzen steilen Rampe an und mündet oben wieder in die Passstrasse Richtung Andermatt. Vor der Rampe in der Kurve beginnt der Wanderweg, der weiter oben in das neue Teilstück einbiegt.
Teilstück 2: Veloweg Göschenen – Andermatt (ca. fünf Kilometer)
Nach der Rampe lässt es sich bequem in die Passstrasse einmünden und sofort auf den breiten, gelb markierten Veloweg fahren. Nach ein paar Kehren folgt die erste Galerie. Dort sind bereits die Ansätze des neuen Veloweges zu erkennen. Die Fahrerinnen haben ein separates Trassee, das nach der Ausfahrt wieder in einen Velostreifen mündet. Noch ein kurzer Anstieg und in der nächsten Haarnadelkurve vor der Tanzbeingalerie geht es rechts weg – wir sind verschont vom Verkehr und dem Lärm! Von da an ist es verboten, weiterhin die reguläre Autostrasse zu benützen. An diesem Punkt treffen die Wanderer von Göschenen und die Velofahrer zusammen und bewegen sich gemeinsam auf dem gleichen Weg.
Das Befahren der Strecke ist aus Sicherheitsgründen nur bergwärts erlaubt. Zu Fuss sind beide Richtungen möglich. Der Weg besteht aus zwei Arten von Belägen: Asphalt und Kies. Auf den fünf Kilometern ist eine Höhe von rund 360 Metern zu überwinden. Trotz der teilweise happigen Steigung können wir die Aussicht geniessen. Immer wieder bietet sich ein grandioser Blick in die Berge und auf das spektakuläre Treiben auf der Passstrasse mit den zahlreichen Kurven und Galerien. Für eine kurze Auszeit oder einen Fotohalt steht in der Mitte der Strecke ein Rastplatz zur Verfügung. Es ist eindrücklich, welche Verbesserung dieses Teilstück gebracht hat.
Fast oben angelangt, pedalen wir mit freier Sicht dem Suworow-Denkmal entgegen. Es wurde zur Erinnerung an die gefallenen russischen Soldaten errichtet, die in der Schlacht vom 25.09.1799 unter der Führung von General Suworow bei der Teufelsbrücke gegen die Franzosen kämpften. Die letzten Meter befahren wir die untere Teufelsbrücke aus dem Jahre 1830. Auf der oberen Teufelsbrücke brausen die Autos Richtung Andermatt. Beim Hotspot aber machen viele Halt und bewundern die Brücke und die Reuss. Sie donnert ohrenbetäubend in die Tiefe und bildet eine sprühende Gischt.
Der Veloweg ist bei der Teufelsbrücke leider zu Ende. Für ins Ortszentrum Andermatt müssen wir uns wieder an den Verkehr gewöhnen. Ebenso wie auf der Abfahrt ins Tal, da der Veloweg Einbahn ist. Wer sich dem nicht aussetzen möchte, verlädt sein Bike und fährt mit dem Zug.
Alles in allem ist es eine imposante und spektakuläre Route bis nach Andermatt – dem Tor zu einer faszinierenden Bergwelt mit Furka, Oberalp und Gotthard.