In Teil 1 habe ich mich mit Unfall, Diagnose und Behandlung beschäftigt; der folgende Artikel behandelt die Reise zur vollständigen Genesung.
Physiotherapie
Ein guter Physiotherapeut beschäftigt sich individuell mit den Wünschen des Patienten. Wie in jedem Beruf gibt es jene, die stets nach „Schema F“ vorgehen. Es gibt aber auch jene, die sich die Zeit nehmen, die Wünsche und individuelle Situation des Patienten anzuhören und die Therapie entsprechend anpassen.
Was heisst das konkret?
Bist du grundsätzlich sportlich und hast Termindruck, hast beispielsweise einen Wettkampf vor dir? Bist du daran interessiert, schnell durch die Physiotherapie zu gehen und viel zu Hause zu erledigen? Möchtest du deinen Heilungsprozess wirksam fördern und Folgeschäden vollständig vom Tisch haben?
Ein guter Physiotherapeut zeichnet sich meiner Meinung nach durch folgende Eigenschaften aus:
- Das Eingangsgespräch: Hier wirst du nach deinen Beschwerden gefragt, sodass sichergestellt wird, dass du beim richtigen Physiotherapeuten / Experten landest. Eine hohe Informationsbereitschaft der Mitarbeiter in der Praxis lässt darauf schliessen, dass diese mit dir als Patienten professionell umgehen und ein ernsthaftes Interesse an eine schnelle und gute Heilung haben.
- Bist du einem Physiotherapeuten anvertraut worden, sollte ein weiteres Gespräch erfolgen, in welchem du nochmals dein Leiden schilderst. Auch sollte erfragt und erkannt werden, ob du sportlich, belastbar oder eben weniger aktiv, muskulös und empfindlich bist. Diese grundlegenden Informationen sind meines Erachtens wichtig für den Ablauf und Inhalt der Therapie.
- Der Ablauf der Therapie sollte demnach ebenso kurz erläutert werden. Wir wollen ja alle wissen, wo unsere Reise hin geht, wie lange sie dauert, ob es womöglich Schmerzen dabei gibt – und natürlich, welches Ziel du als Patient verfolgst. Hast du einen Wettkampf vor dir, für welchen du schnell wieder fit werden möchtest? Oder einen Urlaub? Das sollte kommuniziert und berücksichtigt werden.
- Die Therapie selbst setzt sich in der Regel aus Übungen für die Mobilisierung, Krafttraining, Dehnungen und auch Entspannungsübungen zusammen. Dies hängt natürlich immer von der Art der Verletzung ab. Wenig hilfreich empfinde ich reine Entspannungsübungen und Massageeinheiten; in meinen zwei Vorfällen wurde dies sehr begrenzt eingesetzt und eben nur dann, wenn ich wirklich verspannt war oder man merkte, dass mein Gewebe verklebt ist. Du als Patient solltest die Therapie ernst nehmen und aktiv mitwirken. Daher gilt es, dass du die Übungen auch zu Hause konsequent verfolgst und somit dem Therapeuten zum Erfolg der Behandlung hilfst.
- Während der Therapie sind immer wieder gezielte Fragen notwendig, mit denen dein Therapeut deinen Fortschritt oder eben Nicht-Fortschritt sowie allfällige Leiden oder eben das Wohlbefinden erkennen kann. Bei einem bestimmten Punkt macht es keinen Sinn mehr, die Therapie weiterzuführen und hier sollte ein guter Therapeut deine Zeit nicht unnötig in Anspruch nehmen. Er führt die Therapie solange fort, wie sie Sinn macht.
- Fühlst du dich also schon bei 100 %, kannst du von selbst nachfragen. Ein guter Physiotherapeut aber erklärt dir offen, warum er weitere Sitzungen einplanen möchte. Dies kann beispielsweise die Vermeidung einer möglichen Fehlstellung durch minimales Abweichen zum früheren Zustand sein. Wir alle möchten dies vermeiden und nur der Therapeut erkennt, wie nah du dich wieder an der Ausgangslage vor dem Unfall befindest.
Genesung
Wie lange dauert die Genesung? Wann kann ich wieder mit dem Sport beginnen? Welche Aktivitäten sollte ich vermeiden? Wie kann ich die Genesung fördern?
Zunächst einmal gibt es die folgende Faustregel:
Alles ohne Schmerzen tut dir gut!
Demnach genügt es, einfach auf seinen Körper zu hören und die Aktivitäten entsprechend anzupassen. In meinem Fall habe ich 6 Wochen nach dem Unfall bereits mit leichtem Joggen begonnen; zunächst 15 Min. mit einer stetigen Steigerung. Das tat mir gut, bin ich ja nicht unbedingt mit Spaziergängen ausgelastet 🙂 . Ich habe zudem in der 8. Woche wieder beim Spinning mitgemacht und nachdem mir die Haltung auf dem Velo keine Schmerzen bereitet hat, bin ich in der 10. Woche wieder auf die Strasse.
Vermeidet habe ich ganz klar, auf Rat des Arztes und Physiotherapeuten, sämtliche schwere Belastungen wie Heben und Ziehen. Dies habe ich auf das Kraftaufbautraining in der Therapie beschränkt und heute bin ich quasi wieder in der Ausgangslage. Somit freue ich mich auf meine Kitesurf-Ferien, welche ich um zwei Monate verschoben habe.
Trainingsaufnahme und Rückkehr auf die Strasse
Wie bereits beschrieben bin ich in Woche 10 wieder auf die Strasse. Wie schnell es bei dir geht, musst du natürlich immer selbst einschätzen und erfahren. Was mir sehr geholfen hat, war das Indoor Spinning, da ich so in sicherer Umgebung prüfen konnte, wie sich die Belastung auf das Schlüsselbein auswirkt. Woche 9 wäre sicher noch zu früh gewesen – ich habe mich schlichtweg unwohl und unsicher gefühlt und wir alle wissen, dass man so nicht mit dem Velo auf die Strasse sollte.
Auch hier habe ich mich ein einer langsamen aber stetigen Steigerung gehalten: zunächst 30 Minuten im geraden Gelände, dann zeitlich und auch technisch mehr Anspruch in den Ausflug eingebaut. All das immer mit Kopf und mit einem guten Gespür für die Signale deines Körpers.
Ich wünsche allen, die diese Rückkehr auf die Strasse vor sich haben, alles Gute und viel Geduld. Es lohnt sich.