Wir haben unsere erste geführte Tour als Team hinter uns und an vielen wertvollen Erfahrungen gewonnen. Denn: Spass und Erfolg einer Tour hängt von den Tourenführern ab, wollen die Teilnehmer die Tour ja mit Freude und Entspannung geniessen können.
Vorbereitung ist die halbe Miete
Die Ausschreibung
Die Tourenführer bereiten sich im Vorfeld intensiv vor. Das beginnt schon mit der Ausschreibung der Tour, welche den (potentiellen) Teilnehmern einen realistischen Einblick in das Vorhaben geben soll. Die wichtigsten Parameter wie Länge, Höhenprofil, Schwierigkeit aufgrund Verkehr und Strassenverhältnisse sowie Pausenanzahl ermöglichen jedem Radfahrer eine Einschätzung zu Machbarkeit und Anspruch. Aus diesem Grund ist transparente Kommunikation in der Ausschreibung ein Erfolgsfaktor für eine gute Tour. Sowohl ambitionierte und fortgeschrittene Velofahrer wollen Freude an höheren Ansprüchen haben als auch Anfänger und Unsichere, welche an einer leichteren und weniger komplexen Tour Gefallen finden.
Die Testfahrten
Die Tourenführer müssen die Strecke bestens kennen und sich ein Bild von allen Eventualitäten machen. Auf den Testfahrten gilt es:
- die exakte Strecke auszumachen und auf allfällige neue Baustellen, Sperrungen oder Umleitungen reagieren zu können
- kritische Punkte zu identifizieren und diese besonders einzuprägen (dies gilt insbesondere für den Führer an der Spitze)
- gute Pausenstellen zu suchen wie beispielsweise Brunnen, Aussichtspunkte, kulturelle Stationen
- mögliche Erste Hilfe oder Notfallpunkte zu kennen (Spital, Telefon, Unterstellort)
Die Aufgabenteilung
Tourenführer müssen oft mehrere Aufgaben gleichzeitig umsetzen, sodass es Sinn macht, diese aufzuteilen oder ein starkes Mitglied um Unterstützung zu bitten. Die folgende Auflistung gibt einen Überblick der wichtigsten Aufgaben und zeigt die Rolle der Person zur Übernahme dieser Aufgabe:
Tourenführer an der Spitze
- Kennt die Strecke exakt und muss sich am intensivsten vorbereiten
- Gibt das Tempo vor und passt dieses stets an die Befindlichkeit der Gruppe an
- Gewährleistet Mitkommen und Anspruchsniveau durch stetigen Schulterblick auf die Gruppe
- Moderiert und stellt interessante Tourenpunkte wie Sehenswürdigkeiten vor
- Offeriert mögliche Herausforderungen für stärkere Teilnehmer durch beispielsweise Zeitfahren am Berg
- Gibt zeitliche Indizien an die Gruppe zur Orientierung (Halbzeit, Verspätungen, nächste Pausenstelle, Anzahl Kilometer, Zeit bis zum Ziel)
- Kommuniziert mit dem Tourenführer am Ende des Feldes (Blickkontakt, Handy)
Unterstützung im Mittelfeld
Die Tourenführer können als weitere Unterstützung ein starkes Mitglied im Mittelfeld einsetzen. Diese Person kann folgende Aufgaben wahrnehmen:
- Kommunikation mit den Teilnehmern zur Identifikation der Befindlichkeit
- Kommunikation mit den Tourenführern (Status Befindlichkeit, allfällige Schwächen und Stärken sowie Empfehlungen und Tipps)
- Motivation der Gruppe
- Unterstützung schwächerer Mitglieder bei Steigungen oder komplexen Situationen
- Back-up Person bei Unfall oder Vorkommnissen, welche die Betreuung einer Person und das Verlassen der Gruppe erfordern
Tourenführer am Ende
- Trägt eindeutige Kennzeichnung, damit Teilnehmer und Tourenführer an der Spitze diesen schnell erkennen
- Behält den Überblick über die Mitglieder, die im hinteren Drittel fahren
- Erteilt Hilfestellungen oder übernimmt auch schon mal einen Rucksack zur Gewichtsentlastung
- Stellt sicher, dass er der letzte im Feld ist und niemand zurück bleibt
- Kommuniziert mit dem Tourenführer an der Spitze (Blickkontakt, Handy) im Falle einer Panne oder Fahrtunterbrechung
Nachbereitung der Tour
Wir sehen anhand der vielen Punkte, dass geführte Touren keineswegs schnell und flüchtig organisiert werden sollten – zumindest nicht bei grösserer Teilnehmeranzahl und bei einem noch nicht sehr routinierten oder eingespielten Team und einer neueren Strecke.
Umso wichtiger sind ein sogenanntes Debriefing nach der Tour: hier wird die gesamte Tour mit ihren Ereignissen, Erlebnissen, Rückmeldungen der Teilnehmer besprochen und Schlüsse für Verbesserungen gezogen. Es ist somit bedeutsam, die guten und weniger guten Dinge zu beleuchten und die nächste Tour damit zu verbessern oder verfeinern.
Die Tourenführer reflexieren die Erlebnisse zum einen für sich selbst und zum anderen in der Gruppe. Hier ist es als Team wichtig, ehrlich und transparent über Positives sowie Negatives zu sprechen, denn nur so können wir besser werden und dazu lernen.
Abschliessend sollten die Tourenführer eine offizielle Danksagung an die Teilnehmer senden. Dies kann unkompliziert direkt nach der Tour beim Verabschieden geschehen, oder falls eine Dokumentation in Form von einer Bildgalerie erfolgt per E-Mail. Die Teilnehmer haben somit nochmals die Möglichkeit, sich mit den Bildern an der Tour zu erfreuen, die Bilder selbst zu nutzen für ihre eigenen Zwecke und werden dazu ermuntert, an einer der nächsten Touren wieder teilzunehmen. Dieser Aspekt bindet die Tourenführer an die Teilnehmer und bereitet den Weg für eine essentielle menschliche Nähe.